Buch – Sebastians Blog https://sgaul.de Neues aus den Softwareminen Sun, 02 Dec 2012 21:08:45 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.1.7 https://sgaul.de/wp-content/uploads/2019/02/cropped-sgaul-2-1-32x32.jpg Buch – Sebastians Blog https://sgaul.de 32 32 Einmal Mond und zurück: Frank Schätzings Limit https://sgaul.de/2012/01/20/einmal-mond-und-zuruck-frank-schatzings-limit/ Fri, 20 Jan 2012 17:16:43 +0000 https://sgaul.de/?p=958 Das hat sich Visionär und Multimilliardär  Julian Orley sicherlich anders vorgestellt: Als er sich im Jahre 2025 dazu entscheidet, mit einer Gruppe potentieller Investoren die Reise zu seinem brandneuen Mondhotel Gaia anzutreten, findet er sich in einem wahren Albtraum wieder. Während seine Familie endgültig zu zerbrechen droht, verdichten sich die Anzeichen dafür, dass ein terroristischer Atombombenanschlag auf das neue Gasthaus in exklusiver Lage geplant ist…

Hinweise darauf liefert der private Internetdetektiv Owen Jericho, welcher eher zufällig in die Geschichte gerissen wird und parallel zu den Ereignissen auf dem Mond auf der Erde Mordanschlägen trotzt und eine große Verschwörung aufklärt. Zunächst gilt es im Auftrag seines Freundes Tu Tian die Dissidentin Yoyo zu finden. Diese, so findet Jericho bald heraus, versteckt sich aus Angst vor einer bis zum Ende unbekannten Gruppe, von der sie versehentlich Nachrichten abgefangen hat. Diese trachtet ihr, vertreten durch den Psychopaten Kenny Xin, nach dem Leben.

Nachdem fast all ihre Freunde ermordet wurden, entschließt sich Jericho dazu, Yoyo zu helfen. Also gilt es, die Hintergründe und Absichten der geheimen Gesellschaft zu durchleuchten, in der es politische und ökonomische Macht geht. Besonders interessant hierbei ist das Wegfallen des ultimativen Machtfaktors Öl, welches durch Julian Orleys Helium-3-Fusionsreaktoren auf einmal nicht mehr gebraucht wird und die Welt auf den Kopf stellt.

Wissenschaft ist Trumpf: Fusionsreaktoren, Weltraumfahrstühle und Turing-Test

Frank Schätzing feuert in seinem Buch ein Technikfeuerwerk ab, wie es mir vorher nicht untergekommen ist. Science-Fiction-Geschichten gibt es wirklich zu genüge, aber so detailverliebte Beschreibungen der einzelnen Funktionsweisen  von Technologien und wie sich diese in den 13 Jahren bis 2025 entwickelt haben, sind mir vorher noch nicht untergekommen.

So ermittelt Jericho nicht einfach in der virtuellen Welt Second Life. Schätzing erklärt detailliert, wie der ursprüngliche Second-Life-Anbieter pleite ging, wie man das Projekt neu erschaffen hat und wie es heute funktioniert. Auch die gesellschaftlichen Folgen der perfekten Illusion eines virtuellen Lebens werden an vielen Stellen betont.

So geht es mit vielen Sachen. Orleys Weltraumfahrstuhl, das Helium 3, welches damit vom Mond transportiert wird, das Mondhotel, Kommunikationstechnik im All, das Internet der nächsten Generation, künstliche Intelligenz – fast nichts wird als gegeben hingenommen, sondern ausführlich erklärt. Wer es wissen will: Zwar kann Jericho mit seinem Rechner recht menschlich sprechen, der Turing-Test ist aber auch im Jahre 2025 nicht geknackt. Schade, aber aus Sicht eines Informatikers unglaublich beeindruckend, von diesem Thema in einem nicht aufs Fach bezogenen Buch zu lesen.

Für die Qualität der wissenschaftlichen Aspekte spricht auch die Danksagung. Auf drei Seiten dankt Schätzing unzähligen Forschern und Experten, wie zum Beispiel dem Weltraumfahrer Thomas Reiter.

In der Kürze…

Zum Ende kommt es Jericho vor, als liege der Beginn seines Abenteuers bereits Monate zurück. Fast schon ironisch, denn ich musste dieses Gefühl direkt teilen. Aber im Gegensatz zum Roman waren es bei mir wirklich über drei Monate, die ich mich mit dem Buch beschäftigt habe. Mal überschlagen: 13 Wörter pro Zeile, 40 Zeilen pro Seite, 1294 Seiten. Mindestens 600.000 Wörter sind fast schon biblisch: Die deutsche Bibel etwa kommt angeblich auf rund 740.000 Wörter.

Die Detailverliebtheit Schätzings hat ihren Charme, meine Geduld aber ihre Grenzen. Zum Ende war ich richtig froh, das Buch endlich in den Schrank stellen zu können.

Wie schon bei „Der Schwarm“ ist dies jedoch mein einziger Kritikpunkt. Wer die Zeit hat oder gut überfliegen kann, erhält mit Schätzings „Limit“ nicht nur ein äußerst spannendes, sondern auch sehr lehrreiches Buch. Und eigentlich will doch jeder wissen, was wirklich passiert, wenn man im All den Helm abnimmt…

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Business-Knigge: Die 100 wichtigsten Benimmregeln https://sgaul.de/2012/01/06/business-knigge-die-100-wichtigsten-benimmregeln/ https://sgaul.de/2012/01/06/business-knigge-die-100-wichtigsten-benimmregeln/#comments Fri, 06 Jan 2012 15:21:36 +0000 https://sgaul.de/?p=880 Im Zuge von Amazons Kindle-Gratis-Tagen gab es das Kindle-E-Book „Business-Knigge: Die 100 wichtigsten Benimmregeln“ von Anke Quittschau und Christina Tabernig kostenlos auf den digitalen Gabentisch. Kurz aber nicht zu knapp wird dort erklärt, wie man sich anständig über das Geschäftsparkett bewegt.

Das Buch ist relativ schnell gelesen, deckt dabei aber alle wesentlichen Felder ab: Krawatte binden, Begrüßung, Türen aufhalten, Small Talk, Meetings, Garderobe, Restaurantbesuche, Transport in eigenem Auto oder Taxi, Weihnachts- und Beileidkarten schreiben – mir ist jedenfalls nichts aufgefallen, das nicht abgedeckt wäre.

Das Buch ist in deutlicher Sprache geschrieben und verdeutlicht viele Themen anhand kleinerer Beispiele. Ich persönlich hätte zu einigen „Regeln“ gern etwas mehr über den Hintergrund gewusst, aber hier muss man auch abwägen wie lang das Buch dann wird. So ist es schön kompakt und in vielleicht zwei, drei Stunden zu schaffen.

Dem E-Book fehlt übrigens ein Inhaltsverzeichnis. Wäre mir das sonst egal, fällt dies gerade bei einem Ich-schlage-genau-dies-und-das-noch-mal-nach-Buch sehr negativ auf.

So gesehen sind der recht geringe Umfang und die lieblose Digitalisierung wirklich gute Gründe gegen die Investition von 5,99 Euro. Wer aber einen Zusammenfassung der wichtigsten Verhaltensregeln sucht, findet hier ein vergleichsweise vollständiges Werk auf wenigen Seiten.

Generell möchte ich einfach mal hoffen, dass ich selten in solche Situationen gerate, in denen ich das Buch benötige. Viele der Regeln erscheinen einfach unsinnig und man möchte hoffen, dass das alles „da draußen“ nicht so eng gesehen wird.

Vor allem ein formales Essen scheint kompliziert: So gibt beispielsweise der Kellner die Ausrichtung des Tellers vor. Dem Essenden ist es nicht gestattet, diesen zu drehen. Mit der Serviette wird der Mund abgetupft, nicht gewischt. Beim Ablegen der Serviette ist diese zu falten und so abzulegen, dass die offene Seite auf mich selbst zeigt. Und das, obwohl sie unter dem Tisch auf meinen Beinen liegt. Zum Niesen muss man auf Toilette gehen, aber nie vergessen, dass man „Toilette“ niemals sagen darf. Und niemals sollte man vergessen, immer einen Schluck Wein im Glas zu lassen, wenn man keine mehr will.

Wer denkt sich sowas aus? Oder aber: Wie kann sich sowas gesellschaftlich entwickeln, so dass es offensichtlich jemand aufschreibt, ohne sich dabei total lächerlich zu fühlen? Ich tippe auf einen Gastronomen: Regel 20181832893 besagt, dass ich als Einladender im Restaurant den Wein wählen muss. Habe ich keine Ahnung davon, darf ich den Oberkellner um Rat fragen. Was darf bei der Beratung nicht angesprochen werden? Richtig: Geld. Na dann Prost… ach nein… zum Wohl!

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Zwischen Wissenschaft und Katastrophe: Der Schwarm https://sgaul.de/2011/09/28/zwischen-wissenschaft-und-katastrophe-der-schwarm/ https://sgaul.de/2011/09/28/zwischen-wissenschaft-und-katastrophe-der-schwarm/#comments Wed, 28 Sep 2011 15:33:40 +0000 https://sgaul.de/?p=559 Ich habe mich nun durch runde 1000 Seiten Thriller von Frank Schätzing gelesen: „Der Schwarm“ verbindet viele interessante Aspekte: Moderne Wissenschaft und Technik, nichtmenschlich-organische und künstliche Intelligenz, amerikanische Weltherrschaftstheorien, große Naturkatastrophen und das Ende der drei Weltreligionen. Zurückhaltung in der Themenwahl kann man Schätzing sicher nicht vorwerfen.

Die Geschichte

Ich werde hier nur anreißen worum es geht und versuchen keine Spannungsmomente zu zerstören. Wer es definitiv lesen will sollte diesen Abschnitt dennoch überspringen.

Die Roman spielt in der Gegenwart und erzählt von diversen Katastrophen. Überall auf der Welt werden Schiffe von Walen attackiert und durch Muschelbefall manövrierunfähig, was zum Erliegen fast sämtlichen Wasserverkehrs führt. Krebse und andere Meerestiere überrennen Küstenregionen, werden zu Überträgern von Gift, töten unzählige Menschen und führen zu Evakuierungen riesiger Monopolen wie New York.

Schätzing beginnt seinen Thriller mit der Einführung des kanadischen Walspezialisten Anawak, welcher mit seiner indianischen Herkunft und dem Verhalten der Meeressäuger zu kämpfen hat. Parallel dazu lernt man den norwegischen Biologieprofessor Johanson kennen, welcher für eine Ölfirma geologische Untersuchungen macht an Kontinentalhängen macht. Hierbei stolpert er über eine unbekannte Wurmart, welche in Methanhydrate am Meeresboden eindringt und diese destabilisiert.

Als diese Destabilisierung zu einem Abrutschen des Kontinentalhanges führt, löst dies einen Tsunami aus, welcher sämtliche Küstenregionen Europas weiträumig zerstört. Zusätzlich bricht mit den Tiefseekabeln die weltweite Kommunikation und das Internet zusammen.

Die Uno richtet darauf einen Krisenstab unter der Leitung der USA ein, welcher die Vorgänge auf der Welt analysieren und wenn möglich gegensteuern soll. Hierbei treffen alle vorher ausführlich vorgestellten Experten wie Johanson und Anawak zusammen. Ausführliche Untersuchungen führen nur zu einem Schluss: Die Menschheit wird von einer anderen Intelligenz angegriffen. Einer Intelligenz aus dem Ozean.

Basierend auf dieser Erkenntnis werden die Wissenschaftler auf zu Forschungsschiffen umgebauten Flugzeugträgern aufs Meer geschickt, um die neue Spezies zu finden, zu verstehen und Kontakt aufzunehmen. Ein Kampf gegen diese Übermacht scheint unmöglich und man hofft daher, auf diplomatischen Wegen eine Übereinkunft zu finden…

Zwischen Wissenschaft und Selbstfindung

Die erzählte Geschichte ist äußerst interessant. Da nicht weniger als das Ende der Menschheit auf dem Spiel steht, kann sich Schätzing aller auch nur irgendwie denkbaren Technologien bedienen. Hierbei hat er stets den wissenschaftlichen Aspekt im Fokus, wie es mir in noch keinem Roman untergekommen ist. Technische Geräte, geologische und biologische Aspekte werden ausführlich und verständlich beschrieben und geben dem Leser das Gefühl, selbst Experte auf diesen Gebieten zu sein. Selbst höchst komplexe Sachverhalte, wie die Kommunikation auf Basis der Mathematik oder die Funktionsweise der Intelligenz aus dem Meer (und wie man diese künstlich in einem „Neuronencomputer“ nachbilden kann) werden nicht wie üblich benannt und als gegeben vorausgesetzt, sondern immer ausführlich erklärt. Beim normalen Lesen stolpert man hier auch nicht über große Logiklücken und fühlt sich somit auch intellektuell unterhalten.

Dennoch kann ich das Buch nicht uneingeschränkt empfehlen. Trotz all der positiven Elemente stehen für mich die 1000 Seiten sehr negativ im Raum. Nicht nur weil es viel Zeit kostet soviel zu lesen, sondern auch, weil man das Gefühl hat, dass diese Länge nicht notwendig ist. Charaktere und ihre Entwicklung sind sicher ein wichtiger Teil in solchen Büchern, dennoch übertreibt Schätzing hier maßlos. Seitenweise Träume und Selbstfindungsgedanken werden zum Ende schlicht unerträglich. Gerade wenn die Geschichte gut ist, möchte man auch wissen wie es weitergeht. Und dabei fühlt man sich von dem Buch mehr als einmal aufgehalten. Da Handlung und Hintergrund auch nicht klar in Kapitel unterteilt sind, wünscht man sich schnell einen Optional-Markierung für diverse Traum- und Gedankenabsätze.

So wurden vor allem die letzten 100 Seiten zur Qual: Auf dem Weg zum großen Finale träumt eine Protagonistin, wie sie als Partikel durch die Weltmeere schwebt. Zwar ist hier auch wieder etwas Wissenschaft versteckt, wenn die Meeresströmungen erklärt werden, dennoch will ich keinem Partikel auf einer Vier-Seiten-Reise folgen. Schon gar nicht wenn ich wissen will, wie der finale Plan der Menschheit aussieht und ob er funktioniert.

So bleibt für mich ein zwiespältiger Eindruck und leider nur eine bedingte Empfehlung. Viele Menschen sind ja recht gut im „überlesen“. Diese Fähigkeit kann hier sehr hilfreich sein.

Mittlerweile habe ich das aktuelle Schätzing-Buch „Limit“ hier liegen. Dort geht es etwas in die Zukunft und auf den Mond. Hoffentlich etwas kompakter. Blöd nur, dass auf der letzten Seite unten rechts einen 1300 steht…

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