Generisches Maskulinum – Sebastians Blog https://sgaul.de Neues aus den Softwareminen Sun, 20 Jan 2013 13:41:37 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.1.7 https://sgaul.de/wp-content/uploads/2019/02/cropped-sgaul-2-1-32x32.jpg Generisches Maskulinum – Sebastians Blog https://sgaul.de 32 32 Multitasking-Studierende https://sgaul.de/2013/01/20/multitasking-studierende/ Sun, 20 Jan 2013 13:41:35 +0000 https://sgaul.de/?p=1901 Multitasking-Studierende weiterlesen]]> Als ich noch Student war, war die Welt noch in Ordnung. Ich habe studiert, ich habe gegessen, gefeiert und geschlafen, alles nacheinander. In Bayern scheint dies nicht mehr möglich zu sein. Der Deutschland-Radio-Podcast Vom Dauerbrenner zum Auslaufmodell deckt die ganze Misere auf: Keine Zeit zum Pause machen, selbst beim Demonstrieren bleiben Studenten Studierende. Auch beim Geben von Interviews dürfen die Dauerlerner die Bücher nicht weglegen.

Es ist schon mehr als blamabel, dass ein Sender wie Deutschlandradio Studenten meint und sie konsequent falsch Studierende nennt. Studierend ist, wer gerade etwas studiert. Studenten sind zum größten Teil ihres Daseins eher Schlafende als Studierende. Während autofahrende Studenten normal sind, sind autofahrende Studierende tickende Zeitbomben. Auch dass verstorbene Studenten keineswegs mehr Studierende sind, sollte jedem einleuchten. Wenn die Politiker im Süden weiterhin auf Gebühren für Studierende bestehen, sollten die bayerischen Studenten die Zahlung zurückweisen. Eine Einschreibung ist noch lange kein Beweis dafür, auch wirklich studiert zu haben.

Das einzige mal, dass man (mensch?, frau+mann?) böse Chauvinistenwort „Student“ hört ist, als es eine Studentin im Interview sagt. Konsequent wäre doch, wenn die Moderatorin hier auf den Fehler aufmerksam machen und klarstellen würde, dass die leicht sprachgestörte Dame damit auch weibliche Studierende meine. Aber soweit ist es dann doch noch nicht. Noch. Denn dass politisch korrekte Sprache von Menschen definiert wird, die nicht einmal Genus und Sexus auseinanderhalten können, wird nicht nur dem Deutschen noch viele blaue Flecken bereiten.

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Der Kampf gegen das generische Maskulinum https://sgaul.de/2012/07/14/der-kampf-gegen-das-generische-maskulinum/ https://sgaul.de/2012/07/14/der-kampf-gegen-das-generische-maskulinum/#comments Sat, 14 Jul 2012 13:42:30 +0000 https://sgaul.de/?p=1287 Liebe Leserinnen und Leser,

das generische Maskulinum hat es in diesen Tagen nicht leicht. Viele Gesellschaftsschichten, nicht zuletzt der Staat selbst, fordern „geschlechtergerecht zu formulieren“. So werden aus Bürgern Bürgerinnen und Bürger, aus Autofahrern Autofahrende und aus Arbeitnehmer ArbeitnehmerInnen. Solche Lösungen sind bestenfalls umständlich, oft auch falsch oder typografische Zumutungen. Studierende und Studenten sind zwei verschiedene Dinge. Doch neben allen Streitigkeiten: Führt das neue Deutsch zu einer gleichberechtigteren Gesellschaft?

Der Google-Versuch

Mein kleines Experiment ist schnell erklärt: 18 Menschengruppen werden in zwei verschiedenen Schreibweisen auf Google-Treffer überprüft. Der normale Plural/die böse Machoform und die weibliche Pluralform werden gegenübergestellt und letzteres durch ersteres geteilt. Das ergibt ein Verhältnis, wie oft die weibliche im Vergleich zur allgemeinen Form auftritt. Das ganze ist nicht repräsentativ, statistisch belastbar oder sonst irgendwas. Es ist lediglich interessant.

Das Ergebnis

Google.de lieferte am 14.7.2012 die folgenden geschätzten Trefferzahlen, wenn die entsprechenden Begriffe in Anführungszeichen gesucht wurden:

Plural Anzahl Plural weibl. Anzahl /
kindergärtner 261.000 kindergärtnerinnen 296.000 1,134
schüler 71.100.000 schülerinnen 12.500.000 0,176
eltern 92.800.000 mütter 15.100.000 0,163
bürger 48.300.000 bürgerinnen 6.350.000 0,131
bauarbeiter 2.300.000 bauarbeiterinnen 233.000 0,101
arbeitnehmer 18.100.000 arbeitnehmerinnen 1.190.000 0,066
studenten 62.300.000 studentinnen 3.270.000 0,052
päpste 693.000 päpstinnen 19.800 0,029
steuerhinterzieher 286.000 steuerhinterzieherinnen 6.450 0,023
mörder 2.130.000 mörderinnen 43.200 0,020
ärzte 84.300.000 ärztinnen 1.580.000 0,019
schwarzfahrer 671.000 schwarzfahrerinnen 9.110 0,014
präsidenten 13.800.000 präsidentinnen 174.000 0,013
alkoholiker 1.910.000 alkoholikerinnen 11.300 0,006
politiker 49.900.000 politikerinnen 182.000 0,004
arbeitgeber 42.300.000 arbeitgeberinnen 106.000 0,003
informatiker 32.100.000 informatikerinnen 66.100 0,002
raubkopierer 547.000 raubkopiererinnen 1.030 0,002

Mehr Päpstinnen als Schwarzfahrerinnen

Mich überrascht das Ergebnis wenig. Die explizit weibliche Pluralform wird gern genommen, um Frauen direkt anzusprechen und mitzureißen. Es ist eine Form der Werbung, die man vor allem bei Politikern (Bürgerinnen und Bürger, Genossinnen und Genossen) andauernd hört.

Einer der wesentlichen Gründe gegen das generische Maskulinum ist die vermeintliche Missverständlichkeit. So könne das Wort Studenten bedeuten, dass nur männliche Vertreter gemeint seien. Dieser Argumentation folgend, werden Männer bei negativ geprägten Begriffen stark benachteiligt. Jede dieser noch zurückhaltend gewählten Gruppen mit schlechtem Ansehen kommt auf einen geringeren Frauenanteil als die lange Reihe der Päpste. Einen wirklichen Schritt in Richtung sprachliche Gleichberechtigung kann ich somit nicht erkennen.

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