Ich habe mich nun durch runde 1000 Seiten Thriller von Frank Sch\u00e4tzing gelesen: \u201eDer Schwarm\u201c verbindet viele interessante Aspekte: Moderne Wissenschaft und Technik, nichtmenschlich-organische und k\u00fcnstliche Intelligenz, amerikanische Weltherrschaftstheorien, gro\u00dfe Naturkatastrophen und das Ende der drei Weltreligionen. Zur\u00fcckhaltung in der Themenwahl kann man Sch\u00e4tzing sicher nicht vorwerfen.<\/p>\n
Ich werde hier nur anrei\u00dfen worum es geht und versuchen keine Spannungsmomente zu zerst\u00f6ren. Wer es definitiv lesen will sollte diesen Abschnitt dennoch \u00fcberspringen.<\/em><\/p>\n Die Roman spielt in der Gegenwart und erz\u00e4hlt von diversen Katastrophen. \u00dcberall auf der Welt werden Schiffe von Walen attackiert und durch Muschelbefall man\u00f6vrierunf\u00e4hig, was zum Erliegen fast s\u00e4mtlichen Wasserverkehrs f\u00fchrt. Krebse und andere Meerestiere \u00fcberrennen K\u00fcstenregionen, werden zu \u00dcbertr\u00e4gern von Gift, t\u00f6ten unz\u00e4hlige Menschen und f\u00fchren zu Evakuierungen riesiger Monopolen wie New York.<\/p>\n Sch\u00e4tzing beginnt seinen Thriller mit der Einf\u00fchrung des kanadischen Walspezialisten Anawak, welcher mit seiner indianischen Herkunft und dem Verhalten der Meeress\u00e4uger zu k\u00e4mpfen hat. Parallel dazu lernt man den norwegischen Biologieprofessor Johanson kennen, welcher f\u00fcr eine \u00d6lfirma geologische Untersuchungen macht an Kontinentalh\u00e4ngen macht. Hierbei stolpert er \u00fcber eine unbekannte Wurmart, welche in Methanhydrate am Meeresboden eindringt und diese destabilisiert.<\/p>\n Als diese Destabilisierung zu einem Abrutschen des Kontinentalhanges f\u00fchrt, l\u00f6st dies einen Tsunami aus, welcher s\u00e4mtliche K\u00fcstenregionen Europas weitr\u00e4umig zerst\u00f6rt. Zus\u00e4tzlich bricht mit den Tiefseekabeln die weltweite Kommunikation und das Internet zusammen.<\/p>\n Die Uno richtet darauf einen Krisenstab unter der Leitung der USA ein, welcher die Vorg\u00e4nge auf der Welt analysieren und wenn m\u00f6glich gegensteuern soll. Hierbei treffen alle vorher ausf\u00fchrlich vorgestellten Experten wie Johanson und Anawak zusammen. Ausf\u00fchrliche Untersuchungen f\u00fchren nur zu einem Schluss: Die Menschheit wird von einer anderen Intelligenz angegriffen. Einer Intelligenz aus dem Ozean.<\/p>\n Basierend auf dieser Erkenntnis werden die Wissenschaftler auf zu Forschungsschiffen umgebauten Flugzeugtr\u00e4gern aufs Meer geschickt, um die neue Spezies zu finden, zu verstehen und Kontakt aufzunehmen. Ein Kampf gegen diese \u00dcbermacht scheint unm\u00f6glich und man hofft daher, auf diplomatischen Wegen eine \u00dcbereinkunft zu finden…<\/p>\n Die erz\u00e4hlte Geschichte ist \u00e4u\u00dferst interessant. Da nicht weniger als das Ende der Menschheit auf dem Spiel steht, kann sich Sch\u00e4tzing aller auch nur irgendwie denkbaren Technologien bedienen. Hierbei hat er stets den wissenschaftlichen Aspekt im Fokus, wie es mir in noch keinem Roman untergekommen ist. Technische Ger\u00e4te, geologische und biologische Aspekte werden ausf\u00fchrlich und verst\u00e4ndlich beschrieben und geben dem Leser das Gef\u00fchl, selbst Experte auf diesen Gebieten zu sein. Selbst h\u00f6chst komplexe Sachverhalte, wie die Kommunikation auf Basis der Mathematik oder die Funktionsweise der Intelligenz aus dem Meer (und wie man diese k\u00fcnstlich in einem \u201eNeuronencomputer\u201c nachbilden kann) werden nicht wie \u00fcblich benannt und als gegeben vorausgesetzt, sondern immer ausf\u00fchrlich erkl\u00e4rt. Beim normalen Lesen stolpert man hier auch nicht \u00fcber gro\u00dfe Logikl\u00fccken und f\u00fchlt sich somit auch intellektuell unterhalten.<\/p>\n Dennoch kann ich das Buch nicht uneingeschr\u00e4nkt empfehlen. Trotz all der positiven Elemente stehen f\u00fcr mich die 1000 Seiten sehr negativ im Raum. Nicht nur weil es viel Zeit kostet soviel zu lesen, sondern auch, weil man das Gef\u00fchl hat, dass diese L\u00e4nge nicht notwendig ist. Charaktere und ihre Entwicklung sind sicher ein wichtiger Teil in solchen B\u00fcchern, dennoch \u00fcbertreibt Sch\u00e4tzing hier ma\u00dflos. Seitenweise Tr\u00e4ume und Selbstfindungsgedanken werden zum Ende schlicht unertr\u00e4glich. Gerade wenn die Geschichte gut ist, m\u00f6chte man auch wissen wie es weitergeht. Und dabei f\u00fchlt man sich von dem Buch mehr als einmal aufgehalten. Da Handlung und Hintergrund auch nicht klar in Kapitel unterteilt sind, w\u00fcnscht man sich schnell einen Optional-Markierung f\u00fcr diverse Traum- und Gedankenabs\u00e4tze.<\/p>\n So wurden vor allem die letzten 100 Seiten zur Qual: Auf dem Weg zum gro\u00dfen Finale tr\u00e4umt eine Protagonistin, wie sie als Partikel durch die Weltmeere schwebt. Zwar ist hier auch wieder etwas Wissenschaft versteckt, wenn die Meeresstr\u00f6mungen erkl\u00e4rt werden, dennoch will ich keinem Partikel auf einer Vier-Seiten-Reise folgen. Schon gar nicht wenn ich wissen will, wie der finale Plan der Menschheit aussieht und ob er funktioniert.<\/p>\n So bleibt f\u00fcr mich ein zwiesp\u00e4ltiger Eindruck und leider nur eine bedingte Empfehlung. Viele Menschen sind ja recht gut im \u201e\u00fcberlesen\u201c. Diese F\u00e4higkeit kann hier sehr hilfreich sein.<\/p>\n Mittlerweile habe ich das aktuelle Sch\u00e4tzing-Buch \u201eLimit\u201c hier liegen. Dort geht es etwas in die Zukunft und auf den Mond. Hoffentlich etwas kompakter. Bl\u00f6d nur, dass auf der letzten Seite unten rechts einen 1300 steht…<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Ich habe mich nun durch runde 1000 Seiten Thriller von Frank Sch\u00e4tzing gelesen: \u201eDer Schwarm\u201c verbindet viele interessante Aspekte: Moderne Wissenschaft und Technik, nichtmenschlich-organische und k\u00fcnstliche Intelligenz, amerikanische Weltherrschaftstheorien, gro\u00dfe Naturkatastrophen und das Ende der drei Weltreligionen. 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