Multitasking-Studierende

Als ich noch Student war, war die Welt noch in Ordnung. Ich habe studiert, ich habe gegessen, gefeiert und geschlafen, alles nacheinander. In Bayern scheint dies nicht mehr möglich zu sein. Der Deutschland-Radio-Podcast Vom Dauerbrenner zum Auslaufmodell deckt die ganze Misere auf: Keine Zeit zum Pause machen, selbst beim Demonstrieren bleiben Studenten Studierende. Auch beim Geben von Interviews dürfen die Dauerlerner die Bücher nicht weglegen.

Es ist schon mehr als blamabel, dass ein Sender wie Deutschlandradio Studenten meint und sie konsequent falsch Studierende nennt. Studierend ist, wer gerade etwas studiert. Studenten sind zum größten Teil ihres Daseins eher Schlafende als Studierende. Während autofahrende Studenten normal sind, sind autofahrende Studierende tickende Zeitbomben. Auch dass verstorbene Studenten keineswegs mehr Studierende sind, sollte jedem einleuchten. Wenn die Politiker im Süden weiterhin auf Gebühren für Studierende bestehen, sollten die bayerischen Studenten die Zahlung zurückweisen. Eine Einschreibung ist noch lange kein Beweis dafür, auch wirklich studiert zu haben.

Das einzige mal, dass man (mensch?, frau+mann?) böse Chauvinistenwort „Student“ hört ist, als es eine Studentin im Interview sagt. Konsequent wäre doch, wenn die Moderatorin hier auf den Fehler aufmerksam machen und klarstellen würde, dass die leicht sprachgestörte Dame damit auch weibliche Studierende meine. Aber soweit ist es dann doch noch nicht. Noch. Denn dass politisch korrekte Sprache von Menschen definiert wird, die nicht einmal Genus und Sexus auseinanderhalten können, wird nicht nur dem Deutschen noch viele blaue Flecken bereiten.