Erster Eindruck von Diaspora

Diasporas Übersicht heißt ebenfalls „Stream“

Heute morgen erhielt ich nach Monaten des Wartens eine Einladung zum dezentralen sozialen Netzwerk Diaspora. Nach dem ich in letzter Zeit viel mit Google Plus gearbeitet habe, ist der Einstieg auch gar nicht so schwer.

Design und Aufbau

In der Tat sieht Diaspora Google Plus sehr ähnlich. Layout und Funktionalität erinnert sehr stark an den großen Konkurrenten:

Diasporas Übersicht heißt ebenfalls „Stream“

Hierbei sollte man Diaspora nicht als bloßen Nachbau brandmarken: Das Projekt blickt auf eine lange Geschichte zurück und scheint Google mindestens so sehr inspiriert zu haben wie andersherum. Es ist eine gut gelungene Mischung aus schon bestehenden Diensten, die zu gefallen weiß.

Hashtags und Kontakte

Sofort gefallen hat mir die Konzentration auf Kontakte und Hashtags, ganz ähnlich wie man es schon von Identi.ca kennt bzw. kennen könnte: Gleich bei der Registrierung werde ich nach meinen Lieblingshashtags gefragt. Wie bei Twitter sind das Stichworte mit einer Raute davor, also etwa #html5 oder #wordpress. Im Stream werden diese genutzt, um für mich interessante Nachrichten zur Verfügung zu stellen. So lässt sich das übliche Startproblem sozialer Netzwerke sehr schön abfedern.

Direkt zu Beginn schlägt Diaspora vor, sich mit einer öffentlichen Standardnachricht im Netzwerk vorzustellen:

Hallo zusammen, ich bin #NeuHier. Ich interessiere mich für #html5, #javascript, #typo3 und #wordpress.

Auch dies erscheint mir als guter Ansatz, um den Einstieg zu erleichtern.

Bei den Kontakten verhält sich Diaspora wieder wie Google Plus: Will man eine Person hinzufügen, muss man sie in einen Aspekt einordnen – was so ziemlich das selbe wie ein G+-Kreis ist. Will ich eine Nachricht schreiben, so kann ich auch bei Diaspora direkt auswählen, welche Gruppe von Kontakten diese dann sehen können.

Probleme vor allem bei der Performance

Ich habe das Angebot von joindiaspora.com getestet. Leider funktioniert alles noch nicht ganz so tadellos, was aber vor allem an den doch recht ausgelasteten Servern liegt. Derzeit dauert alles ein wenig länger. So ist die Suche nach interessanten Personen oder Themen nur eingeschränkt nutzbar. Zudem hat sie eine recht merkwürdige Autovervollständigung, die mir nicht nur einmal zum Zeitpunkt des Enterdrückens einen ganz anderen Suchbegriff in die Leiste geschrieben hat. Das ist etwas merkwürdig und nervig.

Schon die Registrierung fiel negativ auf. Es war mir kaum möglich, meine Lieblings-Hashtags anzugeben, da die Vorschläge zu meiner Eingabe sehr lange brauchten und teilweise komplett die Oberfläche blockierten.

Die Stärke von Diaspora liegt in seiner dezentralen Struktur. Andere Diaspora-Angebote wie Geraspora können also durchaus schneller sein.

Leider wird man momentan hauptsächlich von Nachrichten im Stile von „Hallo zusammen, ich bin #NeuHier“ überschwemmt. Wirkliche Inhalte muss man erst einmal suchen. Zudem fallen viele fremdsprachige Einträge auf, die man nicht lesen kann. Ein Sprachfilter sollte hier schnellstmöglich nachgereicht werden.

Erstes Fazit

Ich konnte noch nicht wirklich Zeit in Diaspora investieren. Generell gefällt mir der Ansatz sehr. Es ist frei, dezentral und somit ohnehin jede Unterstützung wert. Umso schöner ist es, dass man sich in Sachen Funktionsumfang nicht vor der Konkurrenz zu verstecken braucht.

Es ist alles noch im Alpha-Status und aufgrund langer Wartezeiten nur eingeschränkt nutzbar. Dennoch bin ich guter Dinge und werde das Projekt im Auge behalten.

Änderung vom 1. Dezember, 15:55: In einer vorigen Version des Artikels konnte der Eindruck entstehen, dass Diaspora ein Google-Plus-Nachbau wäre. Offensichtlich sind viele Konzepte wie Aspekte/Kreise schon vor Google Plus Teil von Diaspora gewesen. Ich bitte den falschen Eindruck zu entschuldigen.

12 Kommentare

  1. Netter Artikel 🙂 Zum Thema Inspiration möchte ich anmerken, dass Diaspora bereits Monate VOR Google+ frei zugänglich war, also wenn sich da jemand hat inspirieren lassen dann wohl eher die Google Jungs

  2. Hab jetzt Diaspora auch eine Weile getestet und hatte auch vor, innerhalb der nächsten Tage einen passenden Artikel dazu auf meinem Blog verfassen.

    Generell habe ich die selben Erfahrungen wie du gemacht, auch die Performance-Probleme auf joindiaspora sind mir leider aufgefallen.

    Weiß jemand, ob es eine Möglichkeit gibt, sein gesamtes Konto auf einen anderen Server umzuziehen bzw. ob sowas geplant ist?

    Gruß Valentin

  3. Mir ist heute morgen (ich habe auch die E-Mail bekommen) gleich was negatives aufgefallen. Im Content-Type „text/plain“ stand HTML drin. Deswegen wurde bei mir der HTML-Code angezeigt:

    Content-Type: text/plain; charset=utf-8; format=flowed
    Content-Transfer-Encoding: quoted-printable

    Accept Your Diaspora* invite!

    Email not displaying correctly? View it in your browser.=

  4. Mist. Also eher so:

    Content-Type: text/plain; charset=utf-8; format=flowed
    Content-Transfer-Encoding: quoted-printable

    <head>
    <title>Accept Your Diaspora* invite!</title>
    </head>
    <p style=3D"background-color: rgb(255, 255, 255); text-align: center; fon=
    t-size: 11px;">Email not displaying correctly? <a href=3D"https://joindia=
    spora.com/invitations/email?invitation_token=3DWQ93Lo4Nw2v8TMGhxBK4" styl=
    e=3D"color: #3F8FBA; text-decoration: none;">View it in your browser.</a>=
    </p>

  5. Exportieren kann man ja bereits, zumindest gibt es den entsprechenden Punkt in den Einstellungen.

    Für den Import konnte ich noch nichts finden und Aussagen wie „Please consider blocking invites…
    … until the profile import/export feature is in place so we can move freely to any other pod.“ (https://pod.geraspora.de/tags/joindiaspora) scheint das auch zu unterstreichen, dass man da noch nicht all zu weit ist.

  6. Das Problem mit der Sprache ist mir vor allem bei Hashtags augefallen. Bei den Kontakten sollte das ja kein Problem sein, ich werde ja niemanden aufnehmen den ich nicht verstehe. Bei den Hashtags wäre es irgendwie schön, wenn man Sprachen angeben könnte, die man versteht und Diaspora versucht dann entsprechend andere Sprachen zu filtern. Keine Ahnung in wie weit das technisch möglich ist.

    Das Greasemonkey-Skript ist echt ne brauchbare Idee, bisher ist die #NewHere-Welle nicht abgeebbt :/

Kommentare sind geschlossen.