Über Ölkonzerne und Gasverschwendung…

Gasverbrennung bei der Ölförderung

Schätzungsweise 134 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr: Diese Menge reicht aus, um alle Atom- und Kohlekraftwerke in Deutschland abzuschalten und durch effiziente und vergleichsweise umweltschonende Gaskraftwerke zu ersetzen. Es ist deutlich mehr, als die circa 96 Milliarden Kubikmeter Gas, die Deutschland derzeit im Jahr verbraucht. Und es ist die Menge an Gas, die Ölkonzerne nach Schätzungen der Weltbank als Abfallprodukt der Ölförderung ungenutzt verbrennen und somit immense Umweltschäden verursachen.

Die Welt ist fürchterlich. Und es gibt unendlich viele Sachen, über die man sich aufregen kann und gegen die man etwas machen sollte. Etwas verspätet zum Jahrestag der Geschehnisse auf der Ölplattform „Deepwater Horizon“ hatte Arte kürzlich einen Thementag über Ölkonzerne. Zumindest bei Autofahrern haben diese ja ohnehin einen zweifelhaften Ruf. Einer, der keineswegs täuscht.

„Deepwater Horizon“ und das Ende von BP

Fragt sich eigentlich noch jemand, ob das Öldesaster im Golf von Mexiko nachhaltige Konsequenzen für den verantwortlichen britischen Konzern BP hat? Zu Beginn der Katastrophe wurde das gelegentlich in den Raum gestellt. Passiert ist das bisher nicht.

„Deepwater Horizon“ in Flammen

Und das wird es auch nicht: Zwar ist die Natur vor Ort für unzählige Jahre nachhaltig geschädigt, dennoch ist BP mit Entschädigungszahlungen und einer handvoll Ölklumpensammlern für die betroffenen Strände davongekommen. Es ist wie so oft: Die Gewinne erhält der Konzern, das Risiko trägt die Gesellschaft. Und niemand stört sich nachhaltig daran. Themen mit einem solchen Lobbyhintergrund haben selbst in demokratischen Gesellschaften keine Konsequenzen: Politik und Medien sind nahezu außerstande, Großkonzerne zu kritisieren. Beim Wähler kommt am Ende gar nichts davon an, sein Votum zum Thema bleibt somit aus.

In der Dokumentation „Profit um jeden Preis: Die BP-Story“ zeigt der Journalist Greg Palast wie bereits viele solcher Ölunglücke in der Vergangenheit stets verschwiegen oder kleingeredet wurden und wie verwurzelt derartige Konzerne mit der Politik in ihrem Heimatland sind. Wenn Regierung und BP-Chefetage regen Personalaustausch betreiben und der Ölmulti Einsicht in streng geheime Dokumente des britischen Geheimdienstes erhält, läuft es einem schon mal kalt den Rücken herunter.

Shell und das Gas

Auch der Konzern Shell kommt keineswegs besser weg. Die Doku „Abgefackelt – wie Ölkonzerne unser Klima killen“ zeigt, wie sich ein vermeintlich fortschrittlicher Konzern aus der Mitte Europas schamlos an Mensch und Natur vergreift. In Nachbarschaft vieler Dörfer wird in Nigeria Tag und Nacht das bei der Ölförderung abfallende Erdgas verbrannt. Neben der eingangs erwähnten Verschwendung, welche in Zeiten der Ressourcenverknappung schon Frechheit genug ist, hat dies vor allem auch klimatische und gesundheitliche Folgen für die Menschen.

Gasverbrennung bei der Ölförderung

Aufgrund der dramatischen Folgen ist die Gasverbrennung in Nigeria mittlerweile verboten. Dass sich Shell nicht daran hält, scheint aber niemand ändern zu können. Die zuständigen Justizorgane des Landes dürfen zwar frei entscheiden, durchsetzen können sie diese Entscheidung aber nicht. Denn die reichen und mächtigen des Landes profitieren direkt vom Öl, dem einzigen ertragsreichen Wirtschaftszweig Nigerias.

Noch schlimmer als Nigeria ist diesbezüglich Russland. Statt 15 werden dort jährlich 40 Milliarden Kubikmeter Gas verbrannt. Zudem ist es dort noch vollkommen legal. Die Einflüsse auf die arktischen Regionen sind verheerend: Rußablagerungen auf Eisschichten sorgen dafür, dass Sonnenlicht länger gespeichert wird und die Temperatur des Eises maßgeblich erhöht. Eine Beschleunigung des Abschmelzens der Gletscher ist die logische wie bedrohliche Konsequenz.

Was bleibt, ist Ohnmacht…

Die beiden Dokus sprechen so viele aufwühlende Themen an, dass mir ein vollständiges Zusammenfassen an dieser Stelle nicht möglich ist. Sie sind sehr beeindruckend und sicherlich einen Blick wert. Was bleibt ist das Bedürfnis, sich gegen dieses Konzerne zu wehren. Leider ist das schwierig, ist doch einer schlimmer als der andere. Und die Abhängigkeit vom Öl ist ungebrochen.

Ein gewohnt überforderter Günther Oettinger, EU-Energiekommissar der CDU, fasst es in etwa so zusammen: „Unsere Autos fahren mit Benzin.“ Mit solchen Menschen in solchen Ämtern wird sich daran auch nichts ändern.

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Quellen

3 Kommentare

  1. Ich denke mal, dass bcm Billionen Kubikmeter heißen könnte. Das würde auch Sinn machen. Allerdings weiß ich nicht, ob das eventuell das amerikanische billion – Milliarde etwas damit zu tun hat. Das könnte auch sein.

  2. Ja danke, in der Tat. Es taucht in der englischen Wikipedia sogar auf, leider aber ohne eigene Seite. Daher hatte ich es nicht gefunden.

    Also 1 bcm = 1 Billion Cubic Metres = 1 Milliarde Kubikmeter = 1 Kubikkilometer.

    Ich passe das im Text an…

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