Webdesign: Wörter statt CSS und Bilder

Nicht dass die Idee neu ist, aber Justin Jackson hat damit kürzlich eine gewisse Resonanz erreicht: Das Web habe seine Inhalte vergessen, sie in den Hintergrund gedrückt und durch immer tollere und schrillere Designs verdeckt. So der Tenor. Man brauche kein spezielles responsives Design, keine Skripte und kein Content-Management-System. Der Grundgedanke des Webdesigns sollten Wörter sein.

At its heart, web design should be about words. Words don’t come after the design is done. Words are the beginning, the core, the focus.

Start with words.

Da juckt es mir gleich wieder in den Fingern mein Blog-System in Rente zu schicken und durch einfache HTML-Seiten zu ersetzen. Denn so nett WordPress und Co auch sind, sie drängen zu Unnötigkeiten.

Ein Kommentarbereich, der im Monat 10.000 Spam-Kommentare untersucht, um zwei richtige durchzulassen. Tag- und Kategorienseiten, die dank Google niemand nutzt. Eine Seitenleiste für Kommentare, Artikel oder Websites, damit der Besucher sich nicht auf den Inhalt konzentriert. Und stets die Neuberechnung von eigentlich statischen Seiten; den Nutzer zehnmal länger warten lassen, damit die Ablenkung von dem was er sehen will auch immer aktuell ist.

Das Web ist ein bisschen wie das Verhältnis der Menschen zu ihrem Auto. Sicher kann man mit dem Geländewagen Brötchen holen, aber viel öfter als mancher glaubt sind Fahrradfahren und Zufußgehen die bessere Lösung.

Für einen Blog braucht man nicht viel. Ein Verzeichnis mit Markdown-Dokumenten und Bildern. Ein Parser der diese in HTML umformt und eine Übersichtsseite erzeugt. Ein Rsync auf den Server. Eine E-Mail-Adresse oder ein Konto bei einem sozialen Netzwerk für Rückmeldungen der Leser.

8 Kommentare

  1. Sehe ich sehr ähnlich. Bastel derzeit an einer Lösung auf Basis von Kirby (getkirby.com). Das scheint für mich eine Opitmallösung zu sein.

  2. Bin auch ein Fan von „do it as simple as possible“, aber deswegen würde ich nicht gleich auf ein anderes CMS/Blog-System umstellen. Um den Text eine höhere Priorität zu geben könnte man auch erstmal das Template anpassen 😛

    Generell finde ich es interessant zu sehen, dass derartige Lösungen anscheinend immer beliebter werden. Wenn ich daran denke, dass meine ersten kleine PHP Skripte wie Gästebücher, News Systeme uvm. auf Textdateien basiert haben und man dann aber gelesen hat das Datenbanken das Non-Plus-Ultra sind und der Weg über Textdateien „schmarn“ ist, finde ich es lustig das ein kleiner Wind wieder in die andere Richtung weht.

    Bin gespannt wohin das noch führen wird.

  3. Na es kommt wohl genau drauf an. Eine einfache Seite, die weitgehend nur ihren Inhalt hat, ist in einer Datei genau so gut aufgehoben wie in einer Datenbank.

    Aber so sind Websites ja heute nicht mehr. Da müssen für jeden Aufruf die neuen Artikel und Kommentare der gesamten Website zusammen gesucht werden. Dafür sind Datenbanken dann deutlich besser.

    Ob eine Lösung sinnvoller ist als die andere ist weniger ein Trend, als vielmehr die Frage nach dem was man wirklich braucht.

  4. Ich baue die Feuerwehrsport-Statistik-Seite jetzt auch gerade so um, dass sie statistische Seiten erzeugt. Dabei nutze ich unsere Idee mit den htaccess-Überprüfungen. Ist die Datei nicht vorhanden, wird sie erzeugt. Gibt es eine Änderung, werden alle erzeugten Dateien gelöscht.

  5. Statistisch war die doch schon immer 😉 Stimmt, die Möglichkeit bliebe auch noch. Dann kann man wirklich weiter WordPress nutzen, ohne jeden Nachteil. Und vom doch recht komfortablen Backend profitieren.

  6. Das Design sollte im Idealfall die Inhalte hervorheben und ihnen einen schicken Rahmen geben. Aber auf vielen Webseiten liegt der Fokus eindeutig mehr auf dem Design als auf den Inhalten. Das halte ich für ziemlich stumpfsinnig.

  7. Back to the roots?
    Ich halte viel von „Simplicity“ – allerdings weg von systemgestützten Veröffentlichungssystemen (habe bewußt das Wort CMS vermieden ;-)) zu gehen halte ich für keine gute Idee. Wenn ich an früher denke, welche Zeit man mitunter für das Auffinden von „toten Links“, das Ändern von Navigationen und ähnlichem hat aufbringen müssen, finde ich ein CMS schon ein gutes Hilfsmittel. Allerdings gilt auch hier: Weniger kann hier auch mal Mehr sein. Man muss (und sollte m.E.) nicht immer gleich mit allen Möglichkeiten (Kanonen) an den Start gehen um seine Inhalte (Spatzen) zu zeigen. Insbesondere Joomla-Seiten sind mir diesbezüglich schon oft aufgefallen: Gute Themes, nette Layouts, sehr aufgepumpt um den eigentlich zumeist sehr dünnen Content zu präsentieren….

Kommentare sind geschlossen.