Selbst(st)ändigkeitserklärung

Beim Abrunden meiner Masterarbeit bin ich über dieses vermeintlich bekannte und einfache Wort gestolpert: Selbständigkeitserklärung. Der Blick in den Duden offenbart, dass das so erlaubt, aber nicht empfohlen ist:

selbstständig (empfohlen)
selbständig

Laut der Uni Leipzig handelt es sich bei der empfohlenen um eine durch die Rechtschreibreform eingeführte Variante. Früher war eben doch nicht alles besser… Und vor allem nicht logischer.

Die Selbst(st)ändigkeitserklärung kennt der Duden leider nicht. Ein Google-Ergebnisvergleich gibt der alten Variante den Vorzug (13.000 gegen 17.000), ich werde dennoch die neue nehmen. Ich kann ja schließlich selbstständig denken…

5 Kommentare

  1. Ich, als „native Neurechtschreiber“, finde ja, dass die neue Rechtschreibung im Allgemeinen viel logischer ist, als die alte. Ich finde die meisten Änderungen sinnvoll, einfacher und eben logischer.

    Die Menschen, die aber 20 Jahre lang mit der alten Rechtschreibung gelebt haben und diese verinnerlicht haben, werden das aber vermutlich anders sehen.

  2. Ich habe eher nicht den Eindruck, dass sie das anders sehen: Sie sind sicher nicht erfreut, dass jetzt alles anders geschrieben wird. Sie finden, dass es doof aussieht. Sie empfinden es als „falsch“. Aber ein Mehr an Logik kann man den Reformen doch nicht absprechen.

    „Logik” ist natürlich ein gefährliches Wort: Ich meine hier damit die Bestrebung, Spezialregeln durch allgemeine, herleitbare Regeln zu ersetzen. Allein die Regelungen zum Eszett sehe ich als bahnbrechend an (auch wenn der Grossßteil der Menschen sich dessen gar nicht bewusst ist).

  3. Ich sehe es auch so, dass die Rechtschreibreform mehr Logik in die deutsche Sprache gebracht hat. Das mit dem langen Vokal vor dem ß macht überhaupt Sinn, anstatt alle ss durch ein ß zu ersetzen.

    Allerdings gibt es noch immer zu viele Unsinnigkeiten, wozu auch das Eszett gehört. Mit einer Reform könnte man dieses auch aus dem Schriftbild verbannen beziehungsweise sinnvoller einsetzen. Hierdurch würde jedoch beim Letzeren das Deutsche an der Sprache verloren gehen.

    ss wird wie ein scharfes S gesprochen, s hingegen als weiches. Warum? Weil sich das so entwickelt hat. 😀 Aber bei anderen Doppelkonsonanten gibt es sowas nicht. Eine Lösung könnte so aussehen, dass man für das scharfe S generell ein Eszett verwendet und für das weiche das S.

    Dann hat man aber das Problem mit dem langen und kurzen Vokal. Ob man es kurz oder lang spricht, ist dummerweise nicht immer sichtbar. In den meisten Fällen bedient man sich aber der Regelung der offenen und geschlossenen Silben.

    Ein einfaches Beispiel ist das Wort Na|me. Die erste Silbe ist offen, weil sie auf ein Vokal endet, sodass es lang gesprochen wird. Ein anderes Beispiel ist A|dres|se. Erste Silbe ist offen, wird lang gesprochen, zweite Silber endet auf ein Vokal, also wird der Vokal kurz gesprochen. Das trifft man auch oft an, aber auch hier gibt es wieder Unsinnigkeiten. Das Wort all endet auf zwei L, obwohl eins ausreichend wäre. Aber man leitet es von alle ab, wo ein Doppel-L notwendig ist. Würde ich nicht so handhaben.

    Was man vielleicht auch gar nicht so sehr wahrnimmt, ist tz statt zz, ck statt kk oder dt statt dd. Sollte man auch langsam nicht mehr verwenden, finde ich.

    Solche kleinen Dinge machen das Deutsche schwer aber auch zum deutschen. 😀

  4. Kann man andere Konsonanten als das s scharf bzw. nicht scharf aussprechen?

    Und was ist das Wort all? Meinst du das (Welt-) All? Da hilft der Doppelkonsonant doch dabei, den kurzen Vokal herauszustellen. Ist aber echt eine gute Frage: Wie spricht man zwischen Aal und All denn eigentlich Al aus? Und woher hast du diese Silbenregel? Ist das was offizielles?

    Die vielen Unregelmäßigkeiten sind eben so gewachsen. Sicher würde man die bei einem Neuentwurf nicht übernehmen, aber Bedarf für eine Abschaffung sehe ich da auch nicht. Sprache ist eben nicht nur ein Kommunikationskanal, sondern auch ein Stück Kultur.

  5. Nein, bei anderen Konsonanten gibt es ja eben keine Veränderung der Aussprache bei Verdoppelung. Doppelte Konsonanten haben ja die Funktion, die vorhergehende Silbe kurz sprechen zu lassen. Darum gibt es ja dieses Eszett, welches es ermöglicht, einen vorhergehenden Vokal lang aussprechen zu lassen und den den s-Laut trotzdem scharf auszusprechen.

    Ob diese Silbenregel offiziell ist, weiß ich nicht genau. Auf Wikipedia habe ich allerdings mal etwas dazu gelesen, finde ich die Stelle jedoch nicht mehr. Aber es ist ja egal, ob offiziell oder nicht, man verwendet diese Silbenregel schon, wie eben bei der Erklärung mit dem Eszett gesagt. Im Niederländischen, was ja auch vom Deutschen herrührt, besitzt diese Silbenregel ausnahmslos. Das ist auch ein kleiner Beweis dafür, dass es bei uns auch so etwas geben muss.

    Vielleicht lässt sich das mit dem all in einem Beispiel auf Niederländisch besser erklären:

    Groot = groß
    gro|te = große

    Beim Ersten (Grundform) ist die Silbe geschlossen, weshalb man den Vokal verdoppelt, damit es lang gesprochen wird. Beim Zweiten sind zwei Silben durch das angehängte e aufgrund der Beugung entstanden, weshalb die erste Silbe offen ist und der Vokal lang ausgesprochen wird. Eigentlich ’ne ganz einfache Regel, mit der man auch super zurecht kommt. Es gibt gibt nie Unklarheiten über die Aussprache oder die Schreibweise, vorausgesetzt man kennt die Silben, aber die sind ja im Sprachgefühl verankert. 😉

    So, beim deutschen Wort all könnte man auch so vorgehen:

    al
    al|le

    Würde man das l in diesem Fall nicht verdoppeln, würde das a lang ausgesprochen werden. Das ist der eigentliche Gedanke dahinter, der sich in der niederländischen Sprache fortgeführt hat. Bei uns schreibt man das ungebeugte Wort all auch mit Doppel-l. Warum weiß ich nicht. Wahrscheinlich weil alle gebeugten Formen von all ein Doppel-l brauchen. Versteht man das? Al müsste und wird mit kurzem a ausgesprochen. Darum schreibt man Aal auch mit Doppel-a am Anfang, damit es lang gesprochen wird. Bei doppel sind auch zwei p vorhanden, damit das o kurz gesprochen wird. Diese Regel lässt sich also schon in der deutschen Sprache erkennen.

    Nach und nach sollte man die Sprache vereinheitlichen. Zu unserer Kultur zählt ja bekanntermaßen und klischeehaft Penibilität und Ordnung. In der Sprache erkenne ich diese allerdings nicht immer. 😀

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