Sprache – Sebastians Blog https://sgaul.de Neues aus den Softwareminen Fri, 22 Mar 2013 22:30:08 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.1.1 https://sgaul.de/wp-content/uploads/2019/02/cropped-sgaul-2-1-32x32.jpg Sprache – Sebastians Blog https://sgaul.de 32 32 Falsch konjugiered https://sgaul.de/2013/03/12/falsch-konjugiered/ Tue, 12 Mar 2013 21:29:17 +0000 https://sgaul.de/?p=2008 Falsch konjugiered weiterlesen]]> Fordert die Anglifzierung unserer Sprache ein weiteres Opfer? Ein Blick ins deutschsprachige Web kann diesen Eindruck erwecken: Da wird gedownloaded, gegoogled, gefailed, geupdated und gehashed. Wenn Dir diese Schreibweisen zumindest komisch vorkommen, so kann Dich ein Blick auf die folgende Grammatikregel wieder auf den rechten Weg bringen:

Partizip 2 eines regelmäßigen Verbs

ge + Verbstamm + t

Besonders angenehm: Fremdwörter haben eigentlich nie unregelmäßige Formen. In einem deutschen Satz ist ein Verb auf -ed daher fast immer falsch. Wer ge- sagt, muss auch -t sagen: Ich habe gedownloadet, gefailt, geupdatet oder gehasht. Für die Suche im Web sieht Konrad noch das Vertauschen von l und e vor: gegoogelt.

Gerade bei diesen Beispielen fällt auf, dass die eigenen Wörter oftmals doch die bessere Wahl sind. Herunterladen, scheitern, aktualisieren oder suchen lassen sich ganz ohne schlechtes Gewissen konjugieren.

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Multitasking-Studierende https://sgaul.de/2013/01/20/multitasking-studierende/ Sun, 20 Jan 2013 13:41:35 +0000 https://sgaul.de/?p=1901 Multitasking-Studierende weiterlesen]]> Als ich noch Student war, war die Welt noch in Ordnung. Ich habe studiert, ich habe gegessen, gefeiert und geschlafen, alles nacheinander. In Bayern scheint dies nicht mehr möglich zu sein. Der Deutschland-Radio-Podcast Vom Dauerbrenner zum Auslaufmodell deckt die ganze Misere auf: Keine Zeit zum Pause machen, selbst beim Demonstrieren bleiben Studenten Studierende. Auch beim Geben von Interviews dürfen die Dauerlerner die Bücher nicht weglegen.

Es ist schon mehr als blamabel, dass ein Sender wie Deutschlandradio Studenten meint und sie konsequent falsch Studierende nennt. Studierend ist, wer gerade etwas studiert. Studenten sind zum größten Teil ihres Daseins eher Schlafende als Studierende. Während autofahrende Studenten normal sind, sind autofahrende Studierende tickende Zeitbomben. Auch dass verstorbene Studenten keineswegs mehr Studierende sind, sollte jedem einleuchten. Wenn die Politiker im Süden weiterhin auf Gebühren für Studierende bestehen, sollten die bayerischen Studenten die Zahlung zurückweisen. Eine Einschreibung ist noch lange kein Beweis dafür, auch wirklich studiert zu haben.

Das einzige mal, dass man (mensch?, frau+mann?) böse Chauvinistenwort „Student“ hört ist, als es eine Studentin im Interview sagt. Konsequent wäre doch, wenn die Moderatorin hier auf den Fehler aufmerksam machen und klarstellen würde, dass die leicht sprachgestörte Dame damit auch weibliche Studierende meine. Aber soweit ist es dann doch noch nicht. Noch. Denn dass politisch korrekte Sprache von Menschen definiert wird, die nicht einmal Genus und Sexus auseinanderhalten können, wird nicht nur dem Deutschen noch viele blaue Flecken bereiten.

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Vom Aussterben bedroht? Das deutsche Anführungszeichen https://sgaul.de/2012/11/29/vom-aussterben-bedroht-das-deutsche-anfuhrungszeichen/ https://sgaul.de/2012/11/29/vom-aussterben-bedroht-das-deutsche-anfuhrungszeichen/#comments Thu, 29 Nov 2012 14:01:47 +0000 https://sgaul.de/?p=1660 Vom Aussterben bedroht? Das deutsche Anführungszeichen weiterlesen]]> Ich lese den ganzen Tag. Nachrichten, Blog-Artikel, Kommentare, Dokumentationen, Tutorials, Foren, Romane. Vieles davon ist deutsch, fast alles digital. Ob Rechtschreibschwäche und -ignoranz mit dem Web schlimmer oder lediglich sichtbarer wurden, will ich nicht beurteilen. Unter dem Deckmantel technischer Beschränkungen gibt es aber ein viel größeres Opfer als die deutsche Rechtschreibung: Unsere Anführungszeichen.

„Lorem ipsum“


Wiedererkannt? Wörtliche Rede, Zitate, Titel, Ironie – all das sollte von diesen Zeichen umschlossen werden. Mit dem Web haben wir sie fast verloren: Selbst unsere größten Nachrichtenseiten greifen zum plump-unschönen Ersatz Schreibmaschinen-Ersatzzeichen. Von Blogs, sozialen Netzwerken und anderen „leichten“ Seiten möchte ich gar nicht erst reden.

"Lorem ipsum"

Diese Notlösung, die aufgrund der Beschränkungen von Schreibmaschinen und frühen Computern notwendig war, werden wir nun nicht mehr los. Dabei sind technische Gründe längst verschwunden: Nahezu jede Schriftart, jedes Betriebssystem und jeder Browser unterstützen Satzzeichen jeder Art.

Deutsche und französische Anführungszeichen unter Linux

Nutzt man ein Linux mit X, so ist die Eingabe mit deutschem Tastaturlayout nicht einmal kompliziert:

  • Alt-Gr + v: Anführungszeichen unten („)
  • Alt-Gr + b: Anführungszeichen oben (“)

Und auch die ebenfalls bei uns gebräuchlichen französischen Varianten sind nicht weit:

  • Alt-Gr + y: Öffnendes Guillemet (»)
  • Alt-Gr + x: Öffnendes Guillemet («)

Kein Platz für „?

Die französischen Guillemets, wie diese Anführungszeichen genannt werden, sind der Standard im deutschen Buchdruck und fördern das Verschwinden des unteren Anführungszeichens noch mehr. Dabei haben wir unseren Nachbarn die Zeichen nicht einmal richtig gestohlen, verwenden die sie doch vertauscht und mit Leerzeichen.

»der Hahn«   « le coq »

Dennoch fällt auf, dass unsere Anführungszeichen schlimme Zeiten durchmachen mussten und auch die Zukunft nicht gerade rosig aussieht. Digital nur die oberen Anführungszeichen und in Büchern Guillemets – viel Platz bleibt da nicht. Ein handgeschriebener Brief ist etwas schönes, jedoch auch ebenso selten. Das Schicksal des unteren Anführungszeichens scheint eng mit dem der Printmedien verbunden zu sein. Und Frankfurter Rundschau und die Financial Times Deutschland sind schon weg…

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Selbst(st)ändigkeitserklärung https://sgaul.de/2012/08/03/selbststandigkeitserklarung/ https://sgaul.de/2012/08/03/selbststandigkeitserklarung/#comments Fri, 03 Aug 2012 16:17:33 +0000 https://sgaul.de/?p=1351 Selbst(st)ändigkeitserklärung weiterlesen]]> Beim Abrunden meiner Masterarbeit bin ich über dieses vermeintlich bekannte und einfache Wort gestolpert: Selbständigkeitserklärung. Der Blick in den Duden offenbart, dass das so erlaubt, aber nicht empfohlen ist:

selbstständig (empfohlen)
selbständig

Laut der Uni Leipzig handelt es sich bei der empfohlenen um eine durch die Rechtschreibreform eingeführte Variante. Früher war eben doch nicht alles besser… Und vor allem nicht logischer.

Die Selbst(st)ändigkeitserklärung kennt der Duden leider nicht. Ein Google-Ergebnisvergleich gibt der alten Variante den Vorzug (13.000 gegen 17.000), ich werde dennoch die neue nehmen. Ich kann ja schließlich selbstständig denken…

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Der Kampf gegen das generische Maskulinum https://sgaul.de/2012/07/14/der-kampf-gegen-das-generische-maskulinum/ https://sgaul.de/2012/07/14/der-kampf-gegen-das-generische-maskulinum/#comments Sat, 14 Jul 2012 13:42:30 +0000 https://sgaul.de/?p=1287 Liebe Leserinnen und Leser,

das generische Maskulinum hat es in diesen Tagen nicht leicht. Viele Gesellschaftsschichten, nicht zuletzt der Staat selbst, fordern „geschlechtergerecht zu formulieren“. So werden aus Bürgern Bürgerinnen und Bürger, aus Autofahrern Autofahrende und aus Arbeitnehmer ArbeitnehmerInnen. Solche Lösungen sind bestenfalls umständlich, oft auch falsch oder typografische Zumutungen. Studierende und Studenten sind zwei verschiedene Dinge. Doch neben allen Streitigkeiten: Führt das neue Deutsch zu einer gleichberechtigteren Gesellschaft?

Der Google-Versuch

Mein kleines Experiment ist schnell erklärt: 18 Menschengruppen werden in zwei verschiedenen Schreibweisen auf Google-Treffer überprüft. Der normale Plural/die böse Machoform und die weibliche Pluralform werden gegenübergestellt und letzteres durch ersteres geteilt. Das ergibt ein Verhältnis, wie oft die weibliche im Vergleich zur allgemeinen Form auftritt. Das ganze ist nicht repräsentativ, statistisch belastbar oder sonst irgendwas. Es ist lediglich interessant.

Das Ergebnis

Google.de lieferte am 14.7.2012 die folgenden geschätzten Trefferzahlen, wenn die entsprechenden Begriffe in Anführungszeichen gesucht wurden:

Plural Anzahl Plural weibl. Anzahl /
kindergärtner 261.000 kindergärtnerinnen 296.000 1,134
schüler 71.100.000 schülerinnen 12.500.000 0,176
eltern 92.800.000 mütter 15.100.000 0,163
bürger 48.300.000 bürgerinnen 6.350.000 0,131
bauarbeiter 2.300.000 bauarbeiterinnen 233.000 0,101
arbeitnehmer 18.100.000 arbeitnehmerinnen 1.190.000 0,066
studenten 62.300.000 studentinnen 3.270.000 0,052
päpste 693.000 päpstinnen 19.800 0,029
steuerhinterzieher 286.000 steuerhinterzieherinnen 6.450 0,023
mörder 2.130.000 mörderinnen 43.200 0,020
ärzte 84.300.000 ärztinnen 1.580.000 0,019
schwarzfahrer 671.000 schwarzfahrerinnen 9.110 0,014
präsidenten 13.800.000 präsidentinnen 174.000 0,013
alkoholiker 1.910.000 alkoholikerinnen 11.300 0,006
politiker 49.900.000 politikerinnen 182.000 0,004
arbeitgeber 42.300.000 arbeitgeberinnen 106.000 0,003
informatiker 32.100.000 informatikerinnen 66.100 0,002
raubkopierer 547.000 raubkopiererinnen 1.030 0,002

Mehr Päpstinnen als Schwarzfahrerinnen

Mich überrascht das Ergebnis wenig. Die explizit weibliche Pluralform wird gern genommen, um Frauen direkt anzusprechen und mitzureißen. Es ist eine Form der Werbung, die man vor allem bei Politikern (Bürgerinnen und Bürger, Genossinnen und Genossen) andauernd hört.

Einer der wesentlichen Gründe gegen das generische Maskulinum ist die vermeintliche Missverständlichkeit. So könne das Wort Studenten bedeuten, dass nur männliche Vertreter gemeint seien. Dieser Argumentation folgend, werden Männer bei negativ geprägten Begriffen stark benachteiligt. Jede dieser noch zurückhaltend gewählten Gruppen mit schlechtem Ansehen kommt auf einen geringeren Frauenanteil als die lange Reihe der Päpste. Einen wirklichen Schritt in Richtung sprachliche Gleichberechtigung kann ich somit nicht erkennen.

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Mundhygiene: „Weisser“ als weiß https://sgaul.de/2011/11/01/mundhygiene-%e2%80%9eweisser%e2%80%9c-als-weis/ https://sgaul.de/2011/11/01/mundhygiene-%e2%80%9eweisser%e2%80%9c-als-weis/#comments Tue, 01 Nov 2011 16:38:57 +0000 https://sgaul.de/?p=658 Für viele Leute sind ein strahlendes Lächeln und weiße Zähne äußerst wichtig. Fast schon ironisch wirkt es da, dass es kaum Zahncremes und andere Mundhygieneartikel gibt, die weiße Zähne versprechen: Die Industrie betont stattdessen ein strahlendes „Weiss“. Schweizkonforme Internationalisierung der deutschen Sprache oder einfach nur Zahnpasta im Kopf? Mein Beitrag zu Georgs Artikel über Eszettsünder.

Weiß und Eszett

Die entsprechende Regel finden wir im Duden als Regel K 159:

1. Für den stimmlosen s-Laut nach langem Vokal oder Doppellaut (Diphthong) schreibt man ß.

Duden Band 1, Die deutsche Rechtschreibung;
23. Auflage, Dudenverlag 2004

Das Eszettproblem in Weiß ist etwas komplizierter als bei den meisten anderen Vertretern: Die Regel des langen Vokals funktioniert hier nicht (vgl. Schloss, Schoß): Ei klingt wie alle Doppellaute immer gleich lang. Daher gilt hier die einfache Regel, dass immer ß zu schreiben ist. Es ist somit zwar eine zusätzliche Regel, aber eben auch eine äußerst einfache.

Übrigens ist diese Schreibweise auch keine Neuigkeit, wie dieser Ausschnitt aus einem Duden des VEB Bibliographisches Institut Leipzig aus dem Jahr 1969 zeigt:

Trotzdem nur „weisse Zähne“

Auf Zahncremepackungen und vergleichbaren Produkten ist mir schon immer aufgefallen, dass hier fast flächendeckend falsch geschrieben wird. Mein Griff in den mir derzeit zur Verfügung stehenden Badschrank zeigte folgende Produkte (leider sind die Bilder nicht so schön geworden, ich bitte dies zu entschuldigen):

Wer gar keine Ahnung hat schreibt es einfach in anderen Sprachen…

… und macht es auf der Rückseite doch noch falsch:

„Für strahlend weisse Zähne“...

Peinlich: Jeder Drittklässler hätte hier vermutlich helfen können. Kann es wirklich sein, dass etwas in Druck geht, das nur von Menschen mit fundamentalen Sprachschwächen entworfen und abgesegnet wurde?

Verschwörung aus der Schweiz?

Oder sind vielleicht die Schweizer schuld? Diese haben sich in dieser Frage bekanntlich schon lange von Logik und ß verabschiedet. Möchte man unsere Nachbarn vor dem Anblick eines Buchstabens bewahren, den es gar nicht gibt? Oder haben die Schweizer das Mundhygienemonopol? Ein genauerer Blickt gibt Entwarnung: Das ß scheint den Herstellern nicht gänzlich unbekannt zu sein:

Regelmäßig. Immerhin.

Technische Probleme?

Auch die anderen Gründe, die mir einfallen, wären nicht gerade schmeichelhaft: Technische Beschränkungen wie etwa eine speziell entwickelte Schriftart, die kein ß kennt, sollten heutzutage und insbesondere für Großunternehmen kein Thema sein. Und eine Werbestrategie kann auch nur funktionieren, wenn man sich damit von der Konkurrenz absetzt.

Einfach mal fragen

Eigentlich könnte man denen ja einfach mal eine E-Mail schreiben:

Sehr geehrte Damen und Herren,

schon seit langer Zeit wundere ich mich, dass Produkte Ihres Konzerns (z.B. PRODUKTNAME) vergleichsweise groß und aggressiv mit Wörtern wie „Weiss“ statt Weiß in verschiedenen Beugungen werben. Wie viele andere Menschen frage ich mich, wie es an so prominenter Stelle zu solch eklatanten Eszettfehlern kommen kann.

Große Konzerne mit weit verbreiteten Produkten haben diesbezüglich eine besondere Verantwortung, da solche Fehler viele Menschen erreichen, sich bei diesen einprägen und so die deutsche Rechtschreibung nachhaltig schädigen.

Ich habe diesem Problem einen Blog-Artikel gewidmet und würde mich sehr über eine Stellungnahme freuen. Sollten Sie meine Anfrage ignorieren oder eine Veröffentlichung Ihrer Antwort ablehnen, werde ich diese Tatsache im genannten Blog erwähnen.

Mit freundlichen Grüßen,

Ich denke aber, dass ich es lieber bleiben lasse. Im Internet ist die Wahrscheinlichkeit für nichts verklagt zu werden schon groß genug, da muss man das nicht noch provozieren…

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Falschschreibung als Werbestrategie? https://sgaul.de/2011/07/31/falschschreibung-als-werbestrategie/ https://sgaul.de/2011/07/31/falschschreibung-als-werbestrategie/#comments Sun, 31 Jul 2011 21:39:41 +0000 https://sgaul.de/?p=378 Schon länger regt mich das Produkt „Scholl Fuss Deo Spray“ auf: Ein herberer Schlag gegen die deutsche Rechtschreibung ist nur schwer zu finden. Betrachtet man eine korrekte Möglichkeit wie „Fuß-Deospray“, kommt man auf nicht weniger als drei Fehler in einem einzelnen Projektnamen. Eine Google-Suche wirft dabei die Frage auf, ob sich Produkte so besser platzieren lassen.

Das Produkt bei Amazon

Da das Produkt auch noch vergleichsweise oft im Fernsehen beworben wird, mag der sprachlich weniger sichere Zuschauer die falsche Schreibweise übernehmen. Bei einer Internetrecherche kann sich der Hersteller so unter Umständen besser zu positionieren. Soweit zumindest mein Verdacht.

Selbst in diesem Beispiel ist ein Unterschied zwischen der Suche nach dem korrekten bzw. falschen Suchbegriffes bemerkbar. Und dass obwohl die genannten Fehler eher Klassiker sind (Doppel-s anstatt ß, Dekomposition zusammengesetzter Substantive), welche von Suchmaschinen bei einer Anfrage ohnehin normalisiert werden. Scholl bringt so zumindest seine Amazon-Produktseite deutlich besser in Position:

Suchbegriff Position der Produktseite
fußdeo 9
fuss deo 5

Bei der Firma Scholl gehe ich nicht von Absicht aus. Diese hatte vermutlich einfach nicht genügend Zeit, einen Viertklässler nach der korrekten Schreibweise ihres Produktes zu fragen.

Dennoch hoffe ich, dass die Werbebranche nicht auf diese Möglichkeit aufmerksam wird. In einer Zeit, in der der Erfolg eines Produktes durchaus maßgeblich von der Position in den großen Suchmaschinen abhängig sein kann, mag vielleicht manch einer versuchen, den genannten Effekt auszunutzen. Es ist leicht, eine falsche Schreibweise durch vereinzelte Fernsehwerbungen unter die Menschen zu bringen. Und auf Moral in der Wirtschaft mag ich nicht wirklich vertrauen.

Bild der Produktseite von http://www.amazon.de/Scholl-Fuss-Spray-Antitranspirant-150ml/dp/B001ACOPLC
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https://sgaul.de/2011/07/31/falschschreibung-als-werbestrategie/feed/ 2
„Ladys und Gentlemans“: Englische Substantive im Deutschen https://sgaul.de/2011/07/24/%e2%80%9eladys-und-gentlemans%e2%80%9c-englische-substantive-im-deutschen/ https://sgaul.de/2011/07/24/%e2%80%9eladys-und-gentlemans%e2%80%9c-englische-substantive-im-deutschen/#comments Sun, 24 Jul 2011 14:54:29 +0000 https://sgaul.de/?p=343 „Ladys und Gentlemans“: Englische Substantive im Deutschen weiterlesen]]> Ein Problem, mit dem sich heutzutage viele Menschen auseinandersetzen müssen (oder leider eher müssten), ist der schriftliche Umgang mit Fremdwörtern. Mag manch einer die Verwendung einfach generell verdammen und sich somit keine Sorgen um Schreibweisen machen müssen, ist es für viele Menschen heutzutage kaum mehr möglich, darauf zu verzichten. Als Informatiker bin ich es gewohnt, dass nahezu jedes Fachwort direkt englisch oder aber die deutsche Variante weniger bekannt ist. Daher möchte ich hier klären, ob man lieber eMail, Email E-Mail oder gar email(kursiv entschuldigt schließlich alles) schreiben sollte. Ich konzentriere mich hier insbesondere auf englische Substantive.

Substantive aus anderen Sprachen

Der wesentliche Teil der heute verwendeten Fremdwörter sind Substantive. Ich möchte mich hier darauf beschränken.

Großschreibung

Der erste Buchstabe eines Substantivs wird groß geschrieben, die übrigen, direkt anschließenden, klein. Ausnahmen gibt es nicht.

Falsch ist somit:

email
Der erste Buchstabe muss groß geschrieben werden.
EMail
Weitere Buchstaben (außer dem ersten) werden klein geschrieben

Die letzte Variante ist in vielen Programmiersprachen üblich und wird Camel-Case genannt. Hierbei werden englische Teilwörter, die eigentliche einzeln stehen, zusammen- und der erste Buchstabe des zweiten Wortes groß geschrieben. Auch in anderen Bereichen hat sich diese Schreibweise durchgesetzt, was wohl vor allem am Internet und seinen leerzeichenfreien Adressen liegt.

Ausschnitt der Website von „WordPress Deutschland“: „Zeitgemäss“ ist übrigens so gar nicht deutsch…

Obwohl diese Schreibweise weder im Deutschen noch im Englischen korrekt ist, nutzen viele Webprojekte wie etwa WordPress diese Art zur Darstellung ihres Namens. WordPress geht sogar noch einen Schritt weiter und ändert die korrekte Schreibweise in die falsche, weshalb es mir hier nicht möglich ist, die richtige Variante mit kleinem p zu schreiben. Ein wirklich dreister Schritt einer Blog-Software, ungefragt in einen Text Fehler einzubauen, unter dem dann der Name des Autors steht.

Generell darf natürlich jeder Verein und jedes Unternehmen seinen Namen schreiben, wie er bzw. es dies für richtig und vor allem hübsch hält. Es ist jedoch falsch anzunehmen, dass es guter Stil wäre, sich dem anzupassen. Wer andere darauf hinweist, sie mögen doch bitte „iPhone“ schreiben, tut seiner Sprache sicher keinen Gefallen. Und ob nun LEGO draufsteht oder nicht – es bleiben doch die Lego-Steine: Auch wenn die Konzerne selbst das manchmal anders sehen…

Außerdem sieht man es oft, dass Fremdwörter einfach kursiv dargestellt werden. Das mag oft passend sein, da das Fremdwort meist wichtig ist und markiert werden kann, es entschuldigt aber nicht die Schreibweise. Es ist trotz allem nötig, das betroffene Wort an die umgebende Sprache anzupassen.

Pluralbildung (insbesondere bei Wörtern auf y)

Ein weit verbreitetes Fettnäpfchen: Darauf hinzuweisen, dass das englische -y im Plural zu -ie wird, zeugt lediglich davon, dass man des Deutschen nicht mächtig ist. Unsere schöne Sprache hat nämlich ihre eigenen Regeln, Fremdwörter in den Plural zu setzen. Wie für die meisten Fremdwörter gilt für die auf -y ausdrücklich: „Englische Nomen (Hauptwörter), die auf -y enden, bilden den Plural (die Mehrzahl) durch das Anhängen eines -s(Duden.de).

Falsch ist somit:

Libraries, Parties, Ladies, Lobbies
An das y des Singulars gehört ein s: Librarys, Partys, Ladys, Lobbys

Ein nichtdeutsches Wort mit einem s zu ergänzen ist fast immer richtig. Auch die typischen Pizzas-zu-Pizzen-Korrigierer müssen dies akzeptieren: „Pizzas“ ist der korrekte Plural (Pizzen allerdings auch). An geeigneter Stelle halten sich die Hüter der deutschen Sprache aber auch Abweichungen vor: Trifft ein Gentleman auf einen anderen, so spricht auch der Duden hier von Gentlemen, nicht von Gentlemans. Eine Entscheidung, die ich an dieser Stelle ausdrücklich befürworte.

Zusammengesetzte Substantive

Im Deutschen schreibt man zusammengesetzte Substantive zusammen. Wer es für nötig hält, dem steht es frei, zur Verbesserung der Lesbarkeit auf Bindestriche zurückzugreifen. Dies gilt auch für englische Wörter.

Falsch ist somit:

Black Out, Data Warehouse, Use Case
Im Englischen getrennt geschriebene Wörter werden im Deutschen direkt oder mit Bindestrich verbunden: Blackout, Data-Warehouse, Usecase

Ausnahmen sehen die Sprachhüter bei Zusammensetzungen aus anderen Wortarten vor:

Adjektiv und Substantiv
Beides groß und auseinander: Fast Food;
bei bekannten Wörtern auch zusammen: Fastfood
Verb und Adverb
Nach Bindestrich klein: Know-how

Fazit

Es ist nicht wirklich einfach mit den Fremdwörtern. Aber wer ein Grammatikmonster wie Deutsch gelernt hat, sollte auch damit fertig werden. Es sind weitgehend feste Regeln, Ausnahmen sind eher selten.

Und um auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen. Im Zweifel hilft ein Blick in den Duden. Der ist mittlerweile sogar kostenlos online verfügbar und legt fest, dass ein elektronischer Brief im Deutschen E-Mail heißt.

Quellen

 

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https://sgaul.de/2011/07/24/%e2%80%9eladys-und-gentlemans%e2%80%9c-englische-substantive-im-deutschen/feed/ 2
Sale? Schluss mit dem Ausverkauf der deutschen Sprache! https://sgaul.de/2011/07/13/sale-schluss-mit-dem-ausverkauf-der-deutschen-sprache/ https://sgaul.de/2011/07/13/sale-schluss-mit-dem-ausverkauf-der-deutschen-sprache/#comments Wed, 13 Jul 2011 14:43:39 +0000 https://sgaul.de/?p=292 Beim Schlendern durch die Rostocker Innenstadt fiel mir schon vor einigen Wochen ein Laden besonders auf: In großen Buchstaben war dort das Wort „SALE“ zu lesen, was momentan nichts besonderes mehr ist. Im Gegenteil: Es ist wohl das Wort, welches man in den Fußgängerpassagen am meisten zu sehen bekommt. Das besondere an besagtem Schild: „SALE“ war dort durchgestrichen und wurde von einem ebenso großen „SCHLUSSVERKAUF“ begleitet. Eine unterstützungswürdige Aussage die mittlerweile auch schon Nachahmer gefunden hat. Zumindest an einigen Stellen ist somit „Schluss mit dem Ausverkauf der deutschen Sprache“.

Über meine Zweifel an Werbeexperten…

Schluss mit dem Ausverkauf der deutschen Sprache
Schaufenster des Rostocker Ladens „Fliegende Fische“

Es freut mich zu sehen, dass ich nicht der einzige bin, der sich am neuen Anglizismenwahn stört. Vor allem die meist weiß-roten „SALE“-Aufdrucke haben ein kritisches Niveau erreicht, in dem vor allem auch jede Werbewirksamkeit bezweifelt werden darf. Wenn fast ganzjährig nahezu jedes Geschäft mit eben diesem Wort wirbt, sind Menschen bekanntermaßen sehr gut darin, eben diese Botschaften zu ignorieren. Und überhaupt: Laut Wikipedia „gab fast die Hälfte (45 %) der über 14-jährigen Deutschen an, keine Fremdsprache zu sprechen oder zu verstehen“. Ich frage mich, wie sich Werbefachleute behaupten können, die ein mächtiges Werbewort wie „Schlussverkauf“ durch eines ersetzen, welches (mal optimistisch geschätzt) die Hälfte der potentiellen Kunden gar nicht versteht.

Sprachkultur war gestern…

Quelle: http://www.pimkie.de/ vom 13. 7. 2011

Einer der größten Verfechter schlechten Geschmacks ist diesbezüglich der Modehändler „Pimkie“. In deren Läden sah man eine Zeit lang Werbeschilder, auf denen mittig das Wort „SALE“ und darum in 20, 30 anderen Sprachen die entsprechende Übersetzung stand – nur nicht die deutsche! Das graue Hintergrundbild des Website-Ausschnitts deutet dies noch an. Überhaupt läuft es einem auf der Startseite schon kalt den Rücken herunter, wenn man Ausdrücke wie „ALLES IM SALE“ lesen muss. Und ob der Konzern mit seinem „FINAL SALE“ nun sein endgültiges Ende verkündet oder zugeben will, dass alle vorigen Nur-Sale-Aktionen nur Verarschung waren, kann an dieser Stelle nur gemutmaßt werden.

Die Aktion „Schluss mit dem Ausverkauf der deutschen Sprache“

Umso schöner ist es, dass sich einige Läden gegen diese Entwicklung stellen wollen. Mittlerweile habe ich in der Rostocker Innenstadt schon vier Läden gefunden, die sich an der Aktion beteiligen. Diese scheint von der „DEUTSCHEN SPRACHWELT“ auszugehen, auch wenn deren Aufkleber komischerweise etwas anders aussehen:

Quelle: http://deutschesprachwelt.de/berichte/pm-2009-01-30.shtml

Etwas komisch finde ich den Verein ja doch: „Schluss“ wird nicht gerade erst seit gestern mit Doppel-s geschrieben. Auch die Großschreibweise „DEUTSCHE SPRACHWELT“ in der Presseerklärung mutet etwas komisch an: Muss man alles mitmachen was falsch und schlechter lesbar ist? Auch beim obigen Bild hätte ich mir doch einen Bindestrich zwischen „SCHLUSS“ und „VERKAUF“ gewünscht. Auch finde ich Schlussverkauf schöner als „SCHLUSSVERKAUF“.

Aber was beschwere ich mich? In einer Zeit, in der mir ein deutsches Wort in einer deutschen Fußgängerzone einen Blog-Artikel wert ist, sollte man nicht über Schreibweisen streiten. Da gehe ich lieber noch mal in die Stadt und erfreue mich an den schönen Wörtern. ICH BRAUCHE OHNEHIN NOCH EINE NEUE FESTSTELLTASTE…

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